Zur Ausstellung „Frauen im geteilten Deutschland“, der Bundesstiftung der Aufarbeitung der SED-Diktatur, gab es in der Humboldt-Bibliothek in Berlin-Tegel eine Lesung zu „Ost*West*frau*“ mit den Herausgeberinnen Franziska Hauser und Maren Wurster, unterstützt von der Verantwortlichen der Humboldtbibliothek, Petra Lölsberg und der Gleichstellungsbeauftragten vom Bezirksamt Reinickendorf, Susanne Jörg.

Ost*West*frau*
ISBN 978-3-627-00329-6 FVA – Frankfurter Verlagsanstalt
www.fva.de
Wie wir wurden, wer wir sind.
Eine vielstimmige Anthologie über Ost- und West-Frauen zwischen politischen Systemen, Emanzipation und persönlicher Erfahrung, mit 18 Autor*innen.
Das Buch wurde konzipiert durch eine Begegnung der beiden Frauen, der ostdeutschen Autorin Franziska Hauser und der westdeutschen Kollegin Maren Wurster, zum 35. Jahrestag des gescheiterten Ost-West-Frauenkongress.
Im Buch geht es darum: ist eine Unterscheidung in Ost und West überholt? Sind Geschichten, die wir uns erzählen wirklich das erlebte? Wie prägt uns das Umfeld, das Großwerden in verschiedene Gesellschaftssystemen? Aber auch wie gingen die Mutter oder die Kinder mit den Veränderungen um? War im Westen auch eine Unabhängigkeit vom Mann realistisch?
Es sind Geschichten aus der Sicht der verschiedenen Autor*innen, jeder seine eigenen, das macht die Vielfalt, aber auch die verschiedenen Sichtweisen aus.
Lesenswert und erkenntnisreich!
In der anschließenden Diskussion ergaben sich, fast wie im Buch, zwei Gruppen, die Teilnehmer*innen „im Osten groß geworden“, die sich auch verteidigen und erklären mussten und die Teilnehmer*innen aus dem Westen, die vielfach meinten, vieles richtig gemacht zu haben und die frühere Ostrealität nur teilweise wahrgenommen hatten.
Eine interessante Fragestellung in der Diskussion war: Was wäre 1990 gewesen, wenn sich die Westfrauen in die Ostrealität hätten einfügen müssen? Wie es ja umgekehrt passierte!
Bemerkt werden muss aber, dass die Frauen im Osten die Gleichberechtigung seit der 50/60-iger Jahre hatten. Was aber heutzutage, und das 35 Jahre nach der Wiedervereinigung, noch immer keine Selbstverständlichkeit im vereinten Deutschland ist.
Das „Schlusswort“ kam von einer erfahrenen Diskussionsteilnehmerin aus dem Westen, die bekräftigte: „ wir haben in Freiheit gelebt!“.

Sind wir heute weiter als vor 35 Jahren? Nach der Diskussion und der Beiträge im Buch sehe ich das, die Lage der Frauen betrachtet, weniger.
Wer den Film „Von einem Land, dass es nicht mehr gibt“ – Filmdrama von Aelrun Goette von 2022 – gesehen hat, der von den „Möglichkeiten“ im DDR-System erzählt, sieht einen anderen Osten. Für mich und vielen Kinogänger*innen aus West und Ost ein wunderbarer, meist lustiger Einblick in den DDR-Alltag und nicht nur in die Modebranche.
Ähnlich aufgebaut wie o.g. Buch ist auch „TRAUMaLAND“ – Wer wir sind und sein könnten – Identität & Zusammenhalt in Ost und West – Herausgeberin Franziska Richter (Dietz-Verlag 2021).
Ausgehend von einem Kunstwerk – Gemälde, Gedicht, Popsong oder Skulptur – entwickeln sich für die Autor*innen Visionen für einen stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt.